Freitag, 30. April 2021
Quarantäne / 87
Tatsächlich befinde ich mich jetzt seit gut 8 Tagen in Quarantäne. Das ist so verrückt... aber zum Glück ist es am Mittwoch dann auch endlich wieder vorbei!
Ich war tatsächlich erst am Überlegen, ob ich ein Quarantänetagebuch führe. Aber da ich selbst nicht daran erkrankt bin, keinerlei Symptome entwickelt habe und auch alle meine Schnelltests negativ waren, fand ich es irgendwie nicht so richtig, Tagebuch darüber zu führen. Nach 8 Tagen kann ich aber echt sagen, dass diese Isolation richtig abfuckt. Ich bin so froh, dass ich mit meiner Studienregionalgruppe zwischendurch am Skypen war und Studienaufgaben erledigen konnte und dass meine Mutter und Schwester zwischendurch "vorbeikamen", sprich Sachen vor die Tür stellten oder so dann mit mir kommunizierten. Auch eine Freundin kam, nachdem sie von der Quarantäne erfuhr, und brachte mir Kekse vorbei, was ich total lieb fand :) übers Fenster sprach ich meine Freunde dann auch kurz und als sie hochriefen "Halte durch!" tat das echt gut.
Insgesamt brauchte ich auch nichts wirklich an Einkäufen (meine Schwester bat ich um 2-3 Sachen, aber das war auch bloß, weil sie mir Bücher vorbeibringen wollte), sonst wäre ich komplett ohne Einkäufe ausgekommen. Ich bin auch froh, dass ich einige Sportequipments zu Hause hab, denn so konnte ich mich auch damit ein wenig ablenken.
Ich habe tatsächlich auch die drei Bücher meiner Schwester förmlich verschlungen und sie nach insgesamt 3 Tagen komplett fertiggelesen - unglaublich, aber dass ich sonst nie zum Lesen komme und mir diese Beschäftigung fehlte, hab ich erst während der Quarantäne so richtig realisiert...

Und mir ist noch etwas klargeworden... ich verdränge Emotionsausbrüche. Ich verdränge es, mich intensiv mit meiner Gefühlswelt auseinanderzusetzen, auch wenn ich manchmal tagelang grüble.
Und vor allem lenke ich mich ab, indem ich Freunde treffe und mich absolut in Arbeit stürze. Einfach als Abwehrmechanismus, um mich meinen Gefühlen nicht stellen zu müssen.
Während der Quarantäne habe ich gemerkt, dass mich das auf Dauer zwar "funktionieren" lässt, aber dass das wohl der Grund ist, dass ich mich als momentan "nicht-bindungsfähig" bezeichnen würde. Ich habe so krasse Verdrängungs- und Ablenkungsalternativen entwickelt und kam damit jahrelang durch. Aber auf Dauer macht das einen einfach kaputt... ich habe mich dann sehr intensiv auch bezüglich des Themas und meiner Beziehung zu S. auseinandergesetzt und alles niedergeschrieben und reflektiert. Es tat so unglaublich gut und es hat mir so ein wenig Licht ins Dunkle gebracht. Das heißt natürlich nicht, dass meine Gefühle von jetzt auf gleich verschwunden sind - nein, aber es hat mir so ein bisschen aufgezeigt, was mich so krass lange an sie festhalten ließ. Diese Erkenntnis tut mir so enorm gut. Und sie ist auch wichtig für mich und mein weiteres Leben. Ich glaube, ohne sie könnte ich nicht richtig mit dem Thema abschließen.
Also hatte die Quarantäne ja in gewisser Weise doch auch etwas Gutes. Auf jeden Fall schätze ich meine, wenn auch zu Coronazeiten etwas eingeschränkten, Freiheitsrechte. Ich bin so unendlich dankbar für meine Freunde und ich gebe zu...ohne diese und meine Mutter und Schwester wäre ich wohl in ein absolutes Tief gestürzt und in Depressionen gefallen... so bin ich jedoch froh, wenn der Scheiß in knapp 5 Tagen vorbei ist, und dann werde ich mich, so gut es die Einschränkungen nun mal zulassen, auch wieder mehr mit meinen sozialen Kontakten treffen. Anders würde ich die Krise nicht durchstehen...

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