Donnerstag, 30. April 2020
Corona & Co. /72
Hallo miteinander,
ich hoffe, ihr seid insgesamt wohlauf =)
Die derzeitige Lage ist echt krass und dementsprechend stellt sich logischerweise auch mein Leben ein wenig um.

Ich gebe zu... zu Beginn hielt ich das alles für übertriebene Hysterie und Panikmache. Quasi wie bei der "Schweinegrippe." Unter anderem, weil keiner in meinem Umfeld irgendwie getestet wurde oder gar offiziell als infiziert zählte. Hier in S-A kam das Virus laut Meldung ja auch eh innerhalb Deutschlands als letztes zu uns. Womöglich juckte mich das deshalb anfangs so gar nicht.

Tatsächlich weiß ich nicht einmal jetzt so wirklich, was ich von der ganzen Sachen halten soll. Ich denke da eher zwiegespalten. Auf der einen Seite dachte ich nach den ersten Maßnahmen, dass die mega übertreiben und der Scheiß sich hoffentlich nach 1-2 Monaten wieder beruhigt. Dann kam hinzu, dass meine gebuchten Konzerte allesamt erst mal ins Wasser fielen und realistisch, wie ich war, hatte ich dann bereits zu dem Zeitpunkt meiner Cousine geschrieben, dass ich mir ziemlich sicher sei, dass unser gebuchter Urlaub ins Wasser fällt.
Wir hatten für Oktober gebucht und viele meiner Freunde und auch meine Cousine waren sich sicher, dass ich überhaupt nicht mit meinem Urlaub betroffen sein werde. Da waren sich alle noch sicher (wie ich anfangs auch), dass das nicht lange anhalten würde.
Tja... falsch gedacht. Nachdem auch in Deutschland die Zahlen so rapide stiegen und man immer mehr negative Schockmeldungen aus Italien und Spanien sowie Frankreich hörte, fing ich echt an, täglich darüber zu grübeln. Jeden Morgen und Abend checkte ich die aktuellen News und auch die Tatsache, dass H. hier in S-A mit die erste deutsche Großstadt war, die den Katastrophenfall ausgerufen hatte.. das konnte ich dann doch nicht mehr ignorieren und kleinreden.
Auf jeden Fall fand ich die Maßnahmen insgesamt dann doch gut und auch nachvollziehbar. Lediglich die Maskenpflicht in S-A ab 2 Jahren (für ÖPNV und Supermärkte) war dann wieder mal unlogisch für mich. Ich meine, wir sind nach Bremen und MV das Bundesland mit den geringsten Zahlen und wo das Virus als letztes ankam, aber bekamen mit "ab 2 Jahren" einfach mal die strengste Regel verordnet. Where is the fucking logic??! Glücklicherweise haben das wohl auch unsere Landespolitiker dann schnell gerafft und das dann auf 6 Jahre hochkorrigiert.

Davon mal abgesehen, fand ich wie gesagt, die Maßnahmen dann sinnvoll und ich bin auch einer jener Leute, die für länger andauernde Maßnahmen gewesen wären, statt die ersten Lockerungen zu machen. Zugegeben... ich bin weder von der Kurzarbeit betroffen (wir Erzieher sind derzeit ja für die Notbetreuung verantwortlich und in meinem Nebenjob boomt es seitdem, sodass ich sogar noch mehr gearbeitet habe), noch von sonstigen finanziellen Einbußen. Ebenso ist das in meinem engsten Umfeld (Mutter in der Altenpflege, Zwilling ebenfalls Erzieher, Bruder arbeitet im Chemiekonzern, Mitbewohner ist Polizist ...) und dann ist M. auch noch ein Paradebeispiel dafür, wie wenig Infizierte eine Großstadt haben kann. Ich glaube, in den letzten 7 Tagen kamen gerade einmal 5 Neuinfektionen dazu und bei knapp einer Viertelmillion Einwohnern und nur 104 offiziellen Fällen, wovon ja zig viele bereits wieder geheilt sind...ganz ehrlich, das ist so ein Grund, warum trotzdessen ein Teil in mir das Ganze für "übertrieben" hält. Klingt paradox, aber ist echt so. Einerseits sterben leider Menschen daran, sodass ich die Maßnahmen irgendwo verstehen kann, andererseits lockert man jetzt aufgrund wirtschaftlicher Faktoren die Beschränkungen ein. Ich meine, ist es so wichtig, dass ein Friseur dann wieder öffnen darf und ab Montag dann auch zum "systemrelevantem Beruf" zählt? Bei uns im Hort sind nach den letzten Ankündigungen und Änderungen echt so viele Widersprüchlichkeiten und unbedachte Entscheidungen zur Sprache gekommen... erst sollten wir pro Kind 5m² als Räumlichkeit bereitstellen können, was ich verstand. Aber das wurde sofort wieder umgeworfen. Dann fragte ich an, ob ich die Turnhalle im Hort wenigstens mit 5 Kindern nutzen dürfte, um einen Parcours zu machen (bei dem der Abstand locker eingehalten werden kann) - daraufhin war die Antwort: mir drohe dann im schlimmsten Fall eine Gefängnisstrafe bei Nutzung der Turnhalle. (Hallo?!!) Also die Idee wieder verworfen. Als ich dann aber fragte, ob nun immer nur die gleichen Kinder von den gleichen Erziehern betreut werden dürfen und ob die Kinder dann überhaupt noch zusammenspielen dürften, war die Antwort meiner Leitung: "Ja, wir verbieten den Kindern doch nicht das Spielen und wenn immer nur die gleichen Kinder zu den jeweiligen Erziehern dürften, wäre das dienstplanmäßig zu aufwendig..."
- man sieht also, zwischen Theorie und Praxis bzw. Vorschrift und Umsetzung gibt es massive Unterschiede.
Und in Corona-Zeiten machte sich auch krass bemerkbar, welche Kollegen sich sofort vor der Arbeit drückten und nen Krankenschein holten und welche mal wieder für die anderen mitarbeiten durften -.- (wohlgemerkt nicht aus gesundheitlichen Gründen).

Bezüglich Corona könnte ich theoretisch noch ganze Romane schreiben, aber ich stoppe hier mal an dieser Stelle.

Tatsächlich schrieb ich aber S., als sich die Lage in Bayern so zuspitzte, an. Ich hatte echt mit mir gerungen, aber das Bedürfnis, zu wissen, ob es ihr gutginge, überwog alles andere.
Sie gab Entwarnung, was mich beruhigte - andererseits erfuhr ich, dass sie zu ihrer Freundin zog. Demzufolge war sie aus FFB und D., wo es zwischenzeitlich ernst aussah, raus. Ich kann gar nicht sagen, wie ich diese Tatsache mit dem Zusammenzug fand. Tatsächlich verletzte es mich aber nicht, was für mich ein gutes Zeichen ist.
Nachdem wir dann viel schrieben, ging ich irgendwann wieder auf Abstand. Einfach, weil ich ihr den "Abschied" nicht wieder unnötig schwer machen wollte und auch keine falschen Hoffnungen schüren wollte. Krasserweise wurde S. dann ziemlich ernst und bedankte sich. Für alles der letzten Jahre und dass sie mich als wichtigen Menschen in ihrem Leben sieht und auch immer sehen wird, den sie wertschätzt - egal, ob wir Freunde sind oder nicht.
Ich glaube, das war der Grund, warum ich inzwischen an eine neue Chance für unsere Freundschaft glaube. Nicht zum derzeitigen Zeitpunkt, aber in Zukunft.
Es mag naiv klingen, aber da ist definitiv etwas zwischen uns. Ich dachte, damals einseitige Liebe meinerseits, aber vielleicht hatte ich mich da geirrt und es ist wirklich eine Seelenverwandtschaft? Ich weiß es nicht, aber ich habe mir vorgenommen, nach Corona vieles anders zu machen. Nicht nur bezüglich S., sondern auch allgemein. Das Reisen habe ich letztes Jahr in Budapest lieben gelernt und wenn es dieses Jahr nicht mit V. klappt, so hoffentlich dann 2021 oder 2022.
Der Handball fehlt mir immens, obwohl ich felsenfest dachte, dass ich nach der Saison damit aufhöre.
Ich habe in der Coronazeit bereits 3 Bücher gelesen, wofür ich mir sonst Ewigkeiten keine Zeit mehr nahm.
Ich schätze mich und meine Gesundheit so viel mehr. Ich genieße das öftere "Alleine-Sein" und schätze die Zeit mit meiner Familie mehr.
Und ich habe beschlossen, nächstes Jahr ein Studium anzufangen. Das Fehlmanagement und Zweierlei-Maß- Messen meiner Leitung hat mich die letzten Monate innerlich so aufgeregt...da habe ich jetzt einen Sinn darin gesehen, Kindheitspädagogik zu studieren, um genau das zu lernen, was mir bei meiner Leitung fehlt. Wer weiß, ob man in Zeiten des Arbeitskräftemangels die Strukturen im Hort ändern kann, aber ich werde es mithilfe eines Studiums zumindest versuchen wollen.

Nächste Woche kommen die Viertklässler wieder in den Hort - mal gucken, wie das alles so wird. Ich versuche aber tatsächlich, das Positive aus dieser ganzen Krisenzeit zu sehen und sehe das als Möglichkeit, an sich selbst zu arbeiten und für Neues offen zu sein.

Euch viele liebe Grüße :)

~K.

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